Die Befundaufnahme
Durch die Befundaufnahme vor einer Behandlung beabsichtigt man, zu einer detaillierten Beschreibung der ganzen Person zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu gelangen. In der Betrachtung dieses Bildes kann man Zusammenhänge bzw. lange bestehende oder erst beginnende Ungleichgewichte erkennen.
Diese Art von Befunderhebung unterscheidet sich von der schulmedizinischen, indem sie den Fokus auf das Individuum statt auf die Krankheit setzt. Sie will jedoch nicht eine vorliegende schulmedizinische Diagnose ersetzen. Letztere gibt wertvolle Informationen, welche im Kontext des Gesamtmusters betrachtet werden können.
Befunde werden auf verschiedenen Wegen gewonnen:
Das Gespräch
Das persönliche Erstgespräch ist ein wichtiger Bestandteil der Therapiesitzung und umfasst eine detaillierte Befragung, welche die gesundheitliche Entwicklung (Vorgeschichte) sowie die soziale und familiäre Situation umfasst. Das Gespräch setzt sich im Laufe der Folgesitzungen fort, um Verlauf, Reaktionen auf die Behandlung und neu auftretende Themen anzugehen und um die Therapie entsprechend anpassen zu können.
Das Hara
Typisch für die Befunderhebung in japanischen Therapieformen ist das Abtasten des Abdomens (Jap. Hara). Dabei wird auf Merkmale wie Tonus (Spannungszustand) der Bauchmuskulatur, Dellen oder Erhebungen im Gewebe, Hauttemperatur, Hautfeuchtigkeit, Druckschmerzhaftigkeit, generelle Reaktionsbereitschaft des Gewebes, usw. geachtet. Diese Form der Befunderhebung spielt vor allem im Shiatsu eine zentrale Rolle und hat den gleichen Stellenwert wie die Pulstastung in der TCM.
Der Puls
Die klassische chinesische Pulstastung erfolgt an der Speichenschlagader beider Handgelenke an 18 unterschiedlichen Pulstaststellen oder Positionen (drei pro Handgelenk – Cun, Guan, Chi genannt – auf jeweils drei unterschiedlichen Tiefen – die obere, die mittlere und die untere Position).
In der traditionellen chinesischen Puls kennt man ca. 28 Pulsqualitäten. Eine erste Einteilung unterscheidet nach Geschwindigkeit bzw. Gleichmässigkeit, Tiefe und Kraft. Dazu kommen verfeinernde Qualitäten, die kombiniert an derselben Taststelle und an unterschiedlichen Taststellen auftreten können, z.B. «dünn», «saitenförmig/drahtig», «hohl», usw.
Die Pulspositionen mit ihren Qualitäten spiegeln den jeweiligen Zustand bestimmter inneren Funktionen wider. Sie geben somit auch darüber Aufschluss, wo (in welchen Bereichen oder Leitbahnen) das Qi nicht harmonisch «fliesst», d.h. wo es im Übermass besteht und wo es auffällig schwach ist (zu den Begriffen vgl. TCM).
Die Zunge
Bei der klassischen chinesischen Zungenbetrachtung werden Zungenkörper (Grösse, Form, Beschaffenheit), Zungenfarbe, Zungenfeuchtigkeit, Zungenbelag und Ort von Auffälligkeiten (Risse, Furchen, Schwellungen, Dellen, Farbunterschiede, Zahneindrücke, Fehlen oder Übermass an Belag, usw.) untersucht. Ähnlich zur Pulstastung geben diese Merkmale Aufschluss über den Zustand bestimmter Abläufe im Körperinneren. Ausserdem sind sie besonders hilfreich, um den Entwicklungsstand eines Krankheits- oder Genesungsprozesses einzuschätzen.
Die Behandlung mit Shiatsu
Die Shiatsu Behandlung erfolgt am bekleideten Körper am Boden auf einem Futon (japanische Matte) oder auf einer Liege. Denken Sie daran, dass die Körpertemperatur während der Entspannung spürbar sinken kann. Deswegen wird stets auf genügend Wärme geachtet.
Empfehlung: Bringen Sie für die Shiatsu Behandlung bequeme und warme Kleidung mit, z.B. Sport-/Yoga-/Freizeitbekleidung mit langen Ärmeln und Beinen sowie Socken. Am besten eignen sich Naturfasern (Baumwolle).
Die Behandlung mit TCM-Akupunktur
Die Behandlung mit Akupunktur, Moxibustion, Schröpfen oder Gua Sha erfolgt an unbekleideten Körperstellen. Die Akupunkturnadeln werden entweder kurz nach dem Einstich entfernt oder je nach Bedarf ca. 20 bis 40 Min. an ihrer Stelle gelassen. Über diese Zeit stellt sich meistens ein angenehmes Gefühl der Entspannung ein.
Empfehlungen: Vor dem Behandlungstermin
Einige Stunden vor dem Termin empfiehlt es sich, eine Verpflegung/Mahlzeit zu sich zu nehmen.
In den letzten 4 Stunden Kaffee, Schwarztee, Rotwein oder andere den Zungenbelag verfärbende Lebensmittel (Beeren, Randen, usw.) vermeiden. Dies ist vor allem für die Aussagekraft des Zungenbefunds relevant.
Falls Sie regelmässig Medikamente einnehmen, bringen Sie bitte eine Liste (mit Medikamentname und ggf. Hersteller) oder direkt die Packung(en) mit.
Falls Sie ärztlich überwiesen wurden oder eine schulmedizinische Diagnose vorliegt, bringen Sie bitte einen allfälligen Arztbericht mit.
Häufigkeit der Behandlungen
Die Anzahl und die Häufigkeit der Sitzungen variieren und werden individuell angepasst, abhängig von Beschwerdenbild, vom Allgemeinzustand (Konstitution) und vom vereinbarten Therapieziel.
Allgemein kann man sagen, dass für akute (kürzlich aufgetretene) Beschwerden und bei jüngeren Menschen eine insgesamt kürzere Behandlungsdauer mit häufigeren Terminen indiziert ist, während bei chronischen (lange bestehenden) Beschwerden und älteren Menschen eine längere Behandlungsdauer in wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Abständen üblich ist.
Ausserdem ist es sinnvoll, in der Anfangsphase der Therapie in kürzeren Abständen zu behandeln bis eine erste Besserung deutlich feststellbar und relativ stabil ist. Auf dieser Basis kann die weitere Arbeit am Therapieziel mit Lockerung der Behandlungsabstände folgen.